Die "Gulasch-Orgel"

Wenngleich auch die Anschaffung einer Orgel nie zur Disposition stand, musste in Hinblick auf den Gemeindeetat der Kauf vorerst hintenangestellt werden. Zunächst konnte die Orgel des Betsaals noch benutzt werden, die die Feuchtwanger Firma kulanter Weise weiterhin zur Verfügung stellte. Im Mai 1962 forderte dieses das Orgelpositiv jedoch zurück und die Firma Steinmeyer sprang mit einer Kleinorgel ein, die mit nur zwei Registern und als Freiluftkonstruktion lediglich Notbehelf war. Bei der Öttinger Firma war bereits für geschätzten Kosten von 50.000 DM im September 1962 die eigentliche Orgel in Auftrag gegeben worden. Als am Silvesterabend 1964 mit 25.503 DM noch immer erst rund die Hälfte der benötigten Summe durch Spendengelder eingegangen war, wie das Spendenbarometer am Kircheneingang anzeigte, wurde Pfarrer Schulz nervös. So forderte er im Februar im Altenfurter Kirchenboten seine Gemeindemitglieder zu einer besonderen Orgelspende auf, nämlich pro Kopf mindestens den Gegenwert von einer Portion Rindergulasch mit Kartoffeln und gemischtem Salat von 2,50 DM zu spenden.

Die originelle Idee fand über die Grenzen Altenfurts hinaus Anklang und diverse Zeitungen griffen die "Story" vom "Gulasch-Pfarrer" und der "Gulasch-Orgel" dankbar auf und machten das Altenfurter Orgelprojekt übernational bekannt. Sogar die Illustrierte "Stern" berichtete darüber. Tatsächlich flossen die Spenden aus allen Teilen der Bundesrepublik und darüber hinaus. "Kein Leben ohne Gulasch", schrieb etwa ein Spender aus Köln auf seine Überweisung. sogar aus der Schweiz und den Vereinigten Staaten kamen Spenden an.

Die Gulaschaktion stockte das Spendenaufkommen in einem beispiellosen Kraftakt schließlich auf 33.325 DM auf.

Lediglich einige Orgelpfeifen hatten somit über ein Darlehen finanziert werden müssen, als am 3. Oktober 1965 im Rahmen des Erntedankfestes die Orgel als Opus 2107 der Firma G. F. Steinmeyer endlich eingeweiht werden konnte. Wegen unplanmäßig lange andauernder Schreinerarbeiten und den verspätet eingetroffenen Intonateuren hatte die für den Sommer anvisierte Fertigstellung bereits zweimal verschoben werden müssen.

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